Einführung


 

Auf den Punkt gebracht

 

Der Punkt, ein Symbol der Konzentration, der Besinnung, räumlich, spirituell, fiktional,
auf Geschichten, Bilder, Ereignisse, Gefühle…
Der Punkt als Rahmen für Geschichten, Einsichten, Aussichten, Visionen,
in denen der Punkt durch die Kraft seiner Wandlungsfähigkeit die unterschiedlichsten Farben und Erscheinungsformen annehmen kann, ohne wirklich in Erscheinung zu treten.

 

Der Punkt ist nicht nur „Punkt“ und basta. Er spendet die Möglichkeit, in einer Nebenrolle unterschiedlichster Begriffe die Konzentration unterschiedlichster Welten aufzuspannen.
Nebulöse Vorstellungen, Bilder, unklare Situationen kann die Welt des Punktes verdichten, um sich mit

Fluchtpunkten, Standpunkt   -   Fluchtpunkt   -   Schlusspunkt   -  Doppelpunkt   -   Strichpunkt   Kontrapunkt   -   Aussichtspunkt   -   Messpunkt   -   Nullpunkt   -   Siedepunkt   Höhepunkt   -   Tiefpunkt   -   Endpunkt   -   Zielpunkt   -   Mittelpunkt   -   Drehpunkt   -   Angelpunkt   -   Streitpunkt   -   Pluspunkt   -   Dollpunkt   -   Knackpunkt   -   Schwachpunkt   -   Brennpunkt   -   Raumpunkt   -   Zeitpunkt   -   i-Punkt   -    Prozentpunkt   -  toter Punkt   -   springender Punkt  - Endpunkt - Schlusspunkt - Wendepunkt - Tiefpunkt - Höhepunkt - Aussichtspunkt - Startpunkt – Blickpunkt…und..  und ...


auseinander zu setzen und  auf den Punkt zu bringen.



 

Einführung 

S t e f a n   Z a j o n z

Künstler und Publizist

 
 

Auf den Punkt gebracht
Fotografie – Ausstellung,

Villa Heros, Künstlerforum Remagen


Anja Kleemann-Jacks  –  Elke Mohr  –  Jens Udo Mohrhinweg
Peter Krauß  –  Uschi Sträter

 


Meine lieben Damen und Herren,
liebe Künstler*innen,

 

wir wissen bestens Bescheid um die Punkte, auf die es im Leben ankommt. Wir wissen es intuitiv und bewusst. Etwas zum guten Ende oder auf den Punkt zu bringen, erfordert allerdings neben der Spontaneität, mehr Zeit. Der Zeitfaktor
ist besonders wichtig für diejenigen, die im Medium der Fotografie arbeiten und ihr folgen wollen. Die Schnittstelle zwischen dem Bild, also dem Fotomaterial, und der öffentlichen, publikumswirksamen Sprache, erweist sich heute als das entscheidende Initial ästhetischer Wahrnehmungen visueller Art, und vieler unverbrauchter Themen und Diskurse, die die Welt umkreisen und bewegen.
Punktuell, auf das Wesentliche konzentriert, heißt es vom Ausstellungstitel abgeleitet: prägnant, genau, gezielt, scharf, kontrastreich, treffend und überspitzt zu sein – um zu leben, um schöpferisch tätig zu sein und zu agieren. Das Leben
ist ein provoziertes Leben heißt es in Gottfried Benns ästhetischer Weltanschauung, die an ihrer Aktualität bisher nichts eingebüßt hat. Ist der Autor*in von ästhetischen Fabrikationen darum automatisch Zeitzeuge und wirkt sein Werk zeitlos? Genau gesehen und formuliert, handelt es sich um die Schulung der Wahrnehmung, denn sie ist die Begleiterin der neuartigen Arbeitsweisen im künstlerischen Modernismus. Sie lernen als Mensch und Künstler Ordnung in eine Vielfalt von Informationen zu bringen und eine kraftvolle, wirksame Bild-Sprache zu nutzen. Sie, die Künstlerinnen und Künstler, gewinnen an Überzeugungskraft und werden damit besser ankommen und verstanden werden. Sie probieren mit anderen Künstler*innen gemeinsam neue Wege und Dinge aus und landen mit kurzweiligen Präsentationen im Fotokontext in der Ausstellung. Das ist unser Leben und unser Tun; somit auch hier und heute im Künstlerforum Remagen. Ein Ort an dem die künstlerische Präsentation gerne gesehen wird!

Womit beschäftigt sich die Fotografie? Fotografie kann Alltagshandlungen mit dem Anspruch einer Kunstanstrengung selbstbewusst und zukunftsorientiert vertreten. Dies erklärt sowohl die populäre Verbreitung des Mediums, als auch die Uniformität der Bildmotive. Es erklärt ebenso sehr den besonderen Status des Fotografierens innerhalb der kulturellen Alltagstätigkeiten. Darin liegt ihr doppeltes Potenzial, denn dieses signalisiert eine kodifizierte Verhaltensweise, welche den Anspruch erhebt, Kunst zu sein. In dieser Präsentation wird deutlich gezeigt, dass ein gesteigertes Umweltbewusstsein und anspruchsvolles Kunstschaffen – dieser doppelte Aspekt von Verantwortung und Darstellung – durchaus zusammen bestehen kann.


Persönliches über die Künstler*innen:


Anja Kleemann-Jacks – ist auf einer Nordseeinsel aufgewachsen, sie hat einige Jahre in London, UK, verbracht und lebt heute in Remagen am Rhein. In ihrer künstlerischen Arbeit ist sie nicht nur als Fotografin tätig, sie malt, und sie installiert. Wasserthemen stehen im Fokus ihres schöpferischen Interesses. Motivdetails wie Ebbe und Flut, Treibgut, gestrandete Boote, Stege und die Uferlandschaft an sich, bilden und füllen ihr umfangreiches fotografisches Werk auf,
das meistens aus schwarz-weißen Fotografien und Bildern besteht. Umweltbewusstsein gepaart mit künstlerischer Ästhetik sind die beiden bezugsbildenden Pole in ihrem Werk. Die großen wie auch die kleinen Motive scheinen oft isoliert zu sein; andere hingegen wurden von ihr als vereinzelte Bildfragmente bewusst hervorgehoben, sie stehen transparent wie Gedankengänge dar, denn alles ist Wandel, ist Materie und Leben. Das einmal Gebrauchte und Verbrauchte erfährt neue Bedeutung. Darum kann das Heraklitische Wort Panta rhei, alles fließt, als Fundament für diese Zeit-und Stoff Metamorphosen gelten.

Stefan Zajonz


Elke Mohr – hat zunächst Kunstpädagogik in Köln studiert und viele Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Sie besuchte zudem die Mal-und Meisterkurse in den Ateliers von Monika von Strack und Ivo Ringe, die für ihre künstlerische Weiterbildung wichtige Inspirationsquelle waren. Seit einigen Jahren bereits arbeitet sie gemeinsam mit der Fotogruppe Brennweite. Die Mittelmeerinsel Korsika mit ihren archaischen Geheimnissen und bröckelnden Ruinen gehört zu Mohrs gegenwärtigem Leben- und Kunst bildenden Kontext, somit auch als ein Ort der Sehnsucht, des Rückzugs und der Verinnerlichung. Malen und vielmehr Fotografieren, das sind die zwei Tätigkeitsfelder ihres künstlerischen Schaffens. In der geistigen Umsetzung handelt es sich hierbei um romantische Ideale, wie die Naturschönheit, Naturbezogenheit, Geschichte und Kultur. Damit erfüllen und ergänzen sich zwei menschliche Grundbedürfnisse: Naturerlebnis und Bildung, die unsere Kreativität anspornen und ihr Flügel verleihen. Dem zufolge kann die eigene Kreativität beispielhaft als eine Lebensaufgabe verwirklicht werden.

 Stefan Zajonz


Peter Krauß – lebt und arbeitet in Malente in Schleswig-Holstein. Er ist Maler und Grafiker. Mittels Fotografie möchte Krauß seinen Motiven ein neues Gesicht verleihen und es in einem anderen, neuen Licht zeigen. Er hat sich gegenwärtig
vom Ausstellungstitel, dem Punkt, suggerieren lassen und wählte ihn als das Idealmaß einer physisch nichtexistierenden Fokussierung. Mit dem Nullpunkt, dem Endpunkt, dem Flucht- und Fixpunkt entwickelt er eigene Assoziationen, Emotionen und vielfältige Formen, die als kleine Geschichten den Betrachter hineinbeziehen, ihn darin verstricken und der Ideenwelt, seiner Ideenwelt, überlassen. Eine Kunst, die Konfrontationen nicht ausschließt; und eine Handlungsweise, die stets kommunikativ bleibt. Nichts ist eindeutig, am wenigsten der Punkt, auf den es ankommt, lautet sein Messege an die Betrachter*innen.

Stefan Zajonz


Jens Udo Mohrhinweg – lebt und wirkt künstlerisch vorwiegend im Rheinbacher Umland. Vor etwa zehn Jahren begann er damit, ganze Bilder und Bildfragmente als gemischte und durchstrukturierte Fotocollagen zusammenzusetzten. Allerdings die Aquarellen-Malerei und Bildhauerei hat er kontinuierlich befolgt, denn damit hat er vorrangig gearbeitet; noch vor der Entstehung seiner ersten Bild-Collagen. Seine Motivation basiert schwerpunktmäßig auf dem Klimawandel und den Folgen daraus. Die globale Technisierung des Lebens und das sichtbare Verschwinden von natürlicher Biodynamik gehören in seinem Werk zu den Höhe und Tiefpunkten, die oftmals durch ihn sarkastisch und utopisch dargestellt sind. Er spielt gewollt die Kontrapunkte und die Wendepunkte gegeneinander aus, um subjektiv die Vorstellung einer möglichen Zukunft darzustellen. Nicht die Fiktion, sondern eine anzunehmende Realität ruft er auf den ersten Plan – mit vielen Assoziationen. Dies stellt ihn in die Nähe der Cineasten, der Filmemacher.

Stefan Zajonz


Uschi Sträter – ist im Rheinland geboren und aufgewachsen, sie lebt und arbeitet in Bonn. Fotografie und Bildbearbeitung, aber auch Fototransfer und Collagen stehen im Zentrum ihres künstlerischen Schaffens. Ihre Ideen und das Quellenmaterial zum Werk bezieht sie aus unterschiedlichen TV- und Radiosendungen, sowie allgemein zugänglichen Zeitungsartikeln. Mit ihrem leichten Hang zur Satire oder auch Karikatur wird die gleichgültige und gedankenlose Gesellschaft aufgemischt, oder direkt auf´s Korn genommen. Diesem leichtfertigen und verschwenderischen Menschentypus wird mittels Bild der Spiegel vorgehalten; eine Handlung, die durchaus psychoanalytischen Charakter hat. Das Werk ist ebenso sehr zwischen guter Werbung und Plakat angesiedelt. Und gerade dieser Freiheit des Sehens, des Benennens, des Auf-den-Punkt-bringens, will sie sich widmen und ihr entsprechende Formen und Inhalte geben, mit denen sie sich zeitlebens identifizieren kann.

Stefan Zajonz


Abschließende Gedanken auf den Weg…
Ein bis heute geltender Kreativbegriff lautet: „Jeder Mensch ist ein gestaltendes Wesen“. Dieser wurde in den 1960 bis 1980er Jahren von Joseph Beuys geprägt. Auf unsere Ausstellung bezogen, kann man hinzufügen, dass die Kamera ein
Lern-und Lehrinstrument ist, für das Wahrnehmen der Welt, für das Sehen, Speichern, Zeigen. Denn alle Kunst ist Kommunikation.

Punkt, Linie, Fläche, digital oder analog, gerahmt oder nicht gerahmt, das ist der Weg zum künstlerischen Ausdruck, dessen Qualität von weiteren, tiefgreifenden Faktoren abhängig ist, wie Ausbildung, Talent, Ambition, Energie, sozialer Status und Ranking. Von Fotografen, die auf hohem Niveau arbeiten, weiß man, dass sie sich der komplexen Wiedersprüche dieses Mediums bewusst sind. Deshalb erkunden sie gezielt das Verhältnis zwischen Form und Inhalt. Die wenigsten von ihnen arbeiten isoliert. Die meisten übernehmen und entwickeln die Ideen anderer weiter, oder stellen sie in Frage. Die Anwendung eines Gedankenmodells auf der Basis einer künstlerischen Praxis kann einem individuellen und gruppenorientierten Projekt viel gute Resonanz verleihen, die eigene Entwicklung fördern, und vielmehr eine Lebensaufgabe bedeuten. Jedes Bild baut auf dem anderen auf, manche sich wichtiger, dramatischer, schöner, und andere nicht. Die Ausstellungstätigkeit und Reaktionen darauf gehören unbedingt dazu.


Der Akt des Fotografierens bewahrt das in der Vergangenheit liegende Bild und kann das Vorhandensein in unabsehbarer Zeit immer wieder in die Gegenwart und in die Zukunft projizieren. Darin drückt sich zum Teil das Potenzial von fotografischen Werken aus. Die Gradwanderung zwischen fotografischen Dokumentation und Kunstwerk bleibt stets eng und verdichtet sich zunehmend.


Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!
Kontakt:
Stefan Zajonz / Künstler und Publizist
Tel.: +49-1784148640 / Email: s.zajonz@gmx.de / www.stefan-zajonz.de


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